Po­li­tik­kurs ge­stal­tet Os­na­brü­cker Frie­dens­ge­spräch

Von der lan­gen Vor­be­rei­tung ei­nes ge­lun­ge­nen Abends

‚Wir wol­len, dass mehr jun­ge Men­schen die Frie­dens­ge­sprä­che be­su­chen‘. Die­ses war ei­nes der Zie­le, die sich Ge­schäfts­füh­rung und wis­sen­schaft­li­cher Bei­rat der Os­na­brü­cker Frie­dens­ge­sprä­che in ih­rer Jah­res­pla­nung für 2014 ge­setzt hat­ten. Dar­auf­hin kam dem Mit­glied des wis­sen­schaft­li­chen Bei­ra­tes Ar­nulf von Sche­li­ha En­de 2013 die Idee, Po­li­tik­leh­rer Hol­ger Nie­hoff an­zu­spre­chen, ob er es sich vor­stel­len kön­ne, mit ei­nem Kurs bei der Ge­stal­tung des Frie­dens­ge­sprä­ches über ‚Per­sön­li­che Frei­heit und Si­cher­heit im In­ter­net‘ mit­zu­wir­ken. Die spon­ta­ne Be­reit­schaft des Po­li­tik­prü­fungs­kur­ses po61, die­se Her­aus­for­de­rung an­zu­neh­men, mach­te es sehr ein­fach, sich auf die Auf­ga­be ein­zu­las­sen und un­se­re Teil­nah­me zu­zu­sa­gen.

So be­gann ei­ne lan­ge Vor­be­rei­tungs­zeit, in der wir uns zu­nächst in die uns bis da­hin nur in An­sät­zen be­kann­te The­ma­tik ein­ar­bei­te­ten. Schnell wur­de klar, dass die The­ma­tik viel zu kom­plex ist, um sie in ei­nem Ge­spräch voll­stän­dig zu be­han­deln. Ge­hol­fen hat uns bei der Ein­gren­zung des The­mas ein Vor­trag des Da­ten­schutz­ex­per­ten Vol­ker Lü­de­mann von der Hoch­schu­le Os­na­brück, der im Kurs An­fang März über ak­tu­el­le Schwer­punk­te des Da­ten­schut­zes ei­nen Vor­trag hielt. Auf die im ‚In­ter­net der Din­ge‘ mas­sen­wei­se ge­sam­mel­ten Da­ten und ih­re pro­ble­ma­ti­sche Ver­knüp­fung zu Pro­fi­len, von de­nen Lü­de­mann sehr an­schau­lich be­rich­te­te, leg­ten wir nun un­se­ren Fo­kus.

Da­mit die­ses The­ma an­schau­lich und das Ge­spräch für Ju­gend­li­che in­ter­es­sant wird, ent­schlos­sen wir uns, ei­nen klei­nen Ein­spiel­film zu dre­hen. Et­was ganz Neu­es, denn den Ein­satz un­ter­schied­li­cher Me­di­en gab es bei den Frie­dens­ge­sprä­chen bis da­to noch nicht. Die Auf­ga­ben wur­den ein­ge­teilt (Dreh­buch; Ka­me­ra­leu­te; Schnitt) und ein Zeit­plan er­stellt, der dann im Lau­fe des Pro­jek­tes auch weit­ge­hend ein­ge­hal­ten wur­de.

Aber was ist ein Ge­spräch oh­ne in­ter­es­san­te Gäs­te. Auch die­se durf­ten wir vor­schla­gen, und in kur­zer Zeit hat­ten wir ein hoch­ka­rä­ti­ges Po­di­um zu­sam­men. So dach­ten wir je­den­falls, denn die zeit­gleich mit un­se­rem Ge­spräch statt­fin­den­de Sit­zungs­wo­che im Bun­des­tag oder aus­ge­buch­te Ter­min­ka­len­der hat­ten wir nicht ein­kal­ku­liert. Eben­so über­rasch­te uns die of­fen­sicht­lich feh­len­de Be­reit­schaft ei­nes be­deu­ten­den In­ter­net­kon­zerns zur Dis­kus­si­on, und ein we­nig är­ger­lich war es schon, auf ei­ne Ein­la­dung über­haupt kei­ne Re­ak­ti­on zu er­hal­ten. Des­halb wa­ren wir froh, An­fang Ok­to­ber end­lich ein her­vor­ra­gend be­setz­tes Po­di­um zu­sam­men zu ha­ben. Frau Prof. Dr. Ka­tha­ri­na Mo­rik (Lehr­stuhl für künst­li­che In­tel­li­genz an der TU Dort­mund), Prof. Dr. Vol­ker Lü­de­mann (Lehr­stuhl für Wirt­schafts­pri­vat­recht an der Hoch­schu­le Os­na­brück und Da­ten­schutz­ex­per­te) so­wie der ehe­ma­li­ge Men­schen­rechts­be­auf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung, Mar­kus Lö­ning, soll­ten un­se­re Gäs­te sein. Zur An­mo­de­ra­ti­on der Gäs­te er­klär­ten sich Da­ri­us, Ra­hel und Da­l­al be­reit, die sich in­ten­siv ih­rer Auf­ga­be an­nah­men.

Um beim Ge­spräch die Fra­gen der jun­gen Ge­ne­ra­ti­on stär­ker zu be­rück­sich­ti­gen kam im wis­sen­schaft­li­chen Bei­rat der Frie­dens­ge­sprä­che jetzt noch die Idee auf, dem Mo­de­ra­tor des Ge­sprä­ches, Ar­nulf von Sche­li­ha, eine/n Co-Mo­de­ra­tor/-in zur Sei­te zu stel­len. Ob Zoë sich von An­fang in vol­lem Um­fang be­wusst war, auf was sie sich da ein­ge­las­sen hat? Mu­tig war ih­re Zu­sa­ge auf je­den Fall, und es soll­te sich noch zei­gen, dass sie ih­re Sa­che rich­tig gut mach­te.

Don­ners­tag­nach­mit­tag und Frei­tag vor den Herbst­fe­ri­en wur­de schließ­lich der Film ab­ge­dreht, zu dem das Dreh­buch von Ele­na, Ra­hel, Da­ri­us, Zoë und Erik die li­te­ra­ri­sche Vor­la­ge bot. Die Er­kennt­nis, wie vie­le Men­schen für das Ent­ste­hen ei­nes der­ar­ti­gen Films not­wen­dig sind (Ka­me­ra­frau: Khul­an; Re­gie: Leo­nie; Be­leuch­tung: Jo­han­nes; Set: Da­l­al, Erik; Da­ri­us; Schau­spie­ler: Ki­li­an; Zoë; An­na-Li­za), war eben­so ein Ge­winn die­ser bei­den Ta­ge wie die Tat­sa­che, dass es ein­fach rich­tig Spaß ge­macht hat, den Film ge­mein­sam ab­zu­dre­hen. Ne­ben ei­nem ge­lun­ge­nen, in lan­ger Klein­ar­beit von Khul­an und Hol­ger Nie­hoff ge­schnit­te­nen, Film über ‚Spu­ren im Netz‘ ent­stan­den über­dies wun­der­ba­re Out­takes und sen­sa­tio­nel­le Spon­tan­inter­views.

Am 27. No­vem­ber war es dann so weit. Nach ei­ner nach­mit­täg­li­chen Ge­ne­ral­pro­be (noch oh­ne Gäs­te) tra­fen sich die Teil­neh­mer, Mo­de­ra­to­ren, be­tei­lig­te Schü­ler/- in­nen, der wis­sen­schaft­li­che Bei­rat und OB Grie­sert zur Be­grü­ßung im Zim­mer des Uni-Prä­si­den­ten. An­fäng­li­che Be­rüh­rungs­ängs­te wur­den schnell ab­ge­baut, da man uns sehr herz­lich will­kom­men hieß und wir spür­ten, dass al­le eben­so ge­spannt auf Ver­lauf und Aus­gang die­ses un­ge­wöhn­li­chen Frie­dens­ge­sprä­ches wa­ren wie wir.

Mit dem Ab­stand von we­ni­gen Ta­gen kön­nen wir sa­gen: es war ein in vie­ler­lei Hin­sicht er­folg­rei­ches Ex­pe­ri­ment. Der Film schaff­te es, ei­nen ge­lun­ge­nen Ein­stieg in und vie­le An­knüp­fungs­punk­te für das Ge­spräch zu lie­fern. Da­ri­us, Ra­hel und Da­l­al stell­ten Ih­re Gäs­te sou­ve­rän und kom­pe­tent vor. Wa­ren auch die ers­ten Mi­nu­ten des Vor­tra­ges von Frau Mo­rik für mit den Tie­fen der In­for­ma­tik nicht so ver­trau­te Men­schen ei­ne Kon­fron­ta­ti­on mit dem un­an­ge­neh­men Ohn­machts­ge­fühl des Nicht­ver­ste­hens, dis­ku­tier­ten al­le Ge­sprächs­teil­neh­mer doch in ei­ner auch Schü­lern meis­tens gut ver­ständ­li­chen Spra­che. Zu­dem wa­ren sie sehr wort­ge­wandt und of­fen. Und Zoë er­wies sich als freund­li­che, sou­ve­rä­ne, kom­pe­ten­te, zu­gleich kri­ti­sche und en­er­gisch nach­fra­gen­de Co-Mo­de­ra­to­rin, die das Ge­spräch sehr über­zeu­gend mit­ge­lei­tet hat. Das an­schlie­ßen­de ge­mein­sa­me Abend­essen mit al­len Be­tei­lig­ten und OB Grie­sert war ein an­ge­neh­mer Aus­klang des Abends, bei dem wir mit den Gäs­ten und den Gast­ge­bern noch ei­ni­ge net­te Ge­sprä­che füh­ren konn­ten.

Die ar­beits­in­ten­si­ve Vor­be­rei­tung, Or­ga­ni­sa­ti­on und Durch­füh­rung des Ge­sprächs ha­ben sich aus un­se­rer Sicht auf­grund der Viel­zahl an span­nen­den und neu­en Er­fah­run­gen ge­lohnt. Und schön war es, dass tat­säch­lich vie­le Schü­le­rin­nen und Schü­ler aus an­de­ren Kur­sen ge­kom­men sind, um das Ge­spräch mit­zu­er­le­ben. Zwar blie­ben aus ih­rer Sicht Fra­gen of­fen und wur­den sich mehr Rat­schlä­ge für kon­kre­tes Han­deln an­ge­sichts mög­li­cher Ver­let­zun­gen des Da­ten­schut­zes ge­wünscht. Doch zeugt das zu­gleich von ih­rem In­ter­es­se an die­ser Pro­ble­ma­tik und der Be­reit­schaft zur kri­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung. Die­ser Abend hat Mut ge­macht zur wei­te­ren Zu­sam­men­ar­beit von Os­na­brü­cker Frie­dens­ge­sprä­chen, Uni­ver­si­tät und Schu­le.

Ein ganz gro­ßer Dank an al­le be­tei­lig­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler des Kur­ses po61 – ein tol­les Team.

NH, 3.12.2014

150 150 Ratsgymnasium Osnabrück
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