Patricia Harmening (10e) und Berenike Tloka (10c) stehen am 25. Januar vor einem selbstgemalten Plakat am Wochenmarkt an der Domsfreiheit. Auf dem Plakat steht die Losung, die in den letzten Tagen so viele Menschen zu Demonstrationen und Kundgebungen auf die Straße geholt hat: „Nie wieder ist jetzt“. In den Händen halten die beiden Mädchen 30×30 cm² große Nachbildungen von Stolpersteinen, die in Osnabrück verlegt worden sind. Sie und etwa 15 andere Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 9 bis 13 wollen mit der Aktion an die Opfer von Nationalsozialismus und Gewaltherrschaft erinnern und zur Wachsamkeit gegen rechtsextreme und antisemitische Strömungen in unserer Gesellschaft aufrufen. Deshalb haben sie auf dem Weg vom Rats zum Dom auch an verschiedenen Ecken Stolpersteine geputzt und sind dafür im Wortsinn vor den Opfern in die Knie gegangen, um ihrer zu gedenken.
Offenbar hatten auch einige nicht-schulische Akteure von der Sache Wind bekommen. So kamen erst zwei junge Redakteurinnen von OS-Radio zu unserem Stand, um ein paar Fragen zu stellen, dann kam zufällig Verteidigungsminister Boris Pistorius vorbei und würdigte unser Engagement. Schließlich wollte auch der Evangelische Pressedienst aus erster Hand berichten und konnte so auch mitverfolgen, wie der evangelische Regionalbischof Friedrich Selter sich lange mit den Schülerinnen und Schülern unterhielt und ihnen seinen Dank aussprach.
Die Aktion ist vom Landschaftsverband Osnabrück und vom Büro für Friedenskultur initiiert worden, so dass nicht nur am Dom, sondern auch an anderen Wochenmärkten Schülerinnen und Schüler jeweils einer anderen Schule an den 27. Januar aufmerksam gemacht haben.
Zur Info: Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog erklärte diesen Tag daher im Jahr 1996 zum Gedenktag für die Opfer von Nationalsozialismus und Gewaltherrschaft. Erst nach und nach dringt der Tag durch Aktionen wie die unsere ins kollektive Gedächtnis der Gesellschaft vor.
Text und Fotos: Friedemann Neuhaus