Ein Vormittag im Moor
das stand und steht in diesem Wochen auf dem Stundenplan der 9.-Klässler. Denn im Rahmen der Begleitaktionen zum Einführung des Recyclingpapiers am Rats betreiben die Schülerinnen und Schüler aktiv Moorschutz, indem sie Gehölze im Moor beseitigen, die diesem wertvollen Lebensraum schaden. Auch Emily N. Fenske, Schülerin der 9b, war bei der Aktion in Kooperation mit dem Naturschutzbund Osnabrück dabei und schildert ihre Erfahrungen von dem Vormittag
Punkt 7:45 Uhr begann an einem Montag im Dezember 2021 der Ausflug mit der Busfahrt ins Venner Moor bei Ostercappeln. Zusammen mit den Klassen 9a und 9b und vier Lehrerinnen und Lehrern trafen wir dort Herr Oldekamp, den zweiten Vorsitzenden des Naturschutzbundes Osnabrück, an und machten uns nach einer kurzen Einführung direkt voller Motivation ans Werk.
Zuerst zu der Einführung: Der erste Eindruck des Moors war relativ überraschend. Ich denke, viele von uns dachten bei dem Begriff „Moor“ an eine große, bunte Artenvielfalt. Was wir allerdings antrafen, war eine enorme Fläche, von genau genommen 7*10 km, die nur sehr niedrig bewachsen war, wenn man die wenigen Bäume zwischendurch außer Acht lässt.
Tatsächlich ist es so, dass das Hochmoor nur sehr niedrig mit spezialisierten Pflanzen bewachsen ist und die Bäume sehr schädlich für die eigentlichen Pflanzenarten des Moores sind. Diese ziehen Wasser aus dem Boden und lassen das Moor damit absterben. Die Moose halten den pH-Wert des Moorwassers auf 3-4, was wir mit einem Teststäbchen herausfinden durften, und ermöglichen anderen spezialisierten Pflanzen das Leben im Moor. Zudem ist das Wasser größtenteils im Moos gespeichert, da diese Torfmoose es aufsaugen und dadurch fast die Hälfte ihres Gewichtes aus Wasser besteht, wie wir erfahren haben. Sogar die Flächen, wo in der Vergangenheit Torf gestochen wurde, haben wir sehen können. Die Gehölze, die wir später mit Astscheren entfernt haben, warfen wir in die mit Wasser gefüllten Flächen, die so wieder von Moos überwachsen werden können und das Moor wieder revitalisieren.
Frühere Moorflächen, die für die landwirtschaftliche Nutzung in großem Stil entwässert wurden, setzen gewaltige Emissionen an Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre frei, das die Moore ja eigentlich gespeichert hatten. In Niedersachsen machen diese Emissionen beispielsweise ganze 11% der Emissionen aus, unglaublich oder? Verhindern kann man das, indem man die Moore wieder bewässert und dann zum Beispiel zum Anbau von Torfmoosen als Torfersatz für Blumenerde oder zum Halten von Wasserbüffeln verwenden kann. Ehemalige Moorflächen befänden sich oft dort, wo jetzt Ackerflächen seien, erfuhren wir in einer äußerst lehrreichen Doku. Deshalb bestehe eine Möglichkeit der Wiedervernässung von Mooren darin, dass man den Bauern diese Flächen abkauft und die klimaschädlichen Ackerflächen wieder im klimafreundliche Moorflächen verwandelt.
An diesem Tag haben wir wirklich viel über Moore und den damit verbundenen Klimaschutz gelernt und das auf eine ganz andere Art, als man es normalerweise erwartet.
Emily N. Fenske
Mit dem Wissen, dass die Gehölze die Artenvielfalt des Moores gefährden und einschränken, ging es tatkräftig an die Arbeit, nachdem wir einmal in einige Schlenken, also wassergefüllte Vertiefungen, getreten waren, was einige nasse Füße auf der trampolinähnlichen Fläche bescherte. Weder Gehölze noch kleinere Bäume hielten stand, als einer unserer Lehrer zu einer Freischneider-Maschine griff und auf eine effizientere Art und Weise arbeitete. Nach eineinhalb Stunden Arbeit und einer Pause mit Spekulatius und Kinderpunsch, die unsere Lehrer austeilten, und weiteren 20 Minuten des Beseitigen des Gehölzes ging es auch schon wieder zurück.
Zu aller Überraschung fällten ein paar Schüler der 9b einen kleinen Tannenbaum, der wenige Tage später geschmückt in unserem Klassenraum stand.
Zur Klärung offener Fragen gab es noch eine Stunde zur Nachbereitung. Wir lernten den Unterschied zwischen Hoch- und Niedermoor kennen. Im Gegensatz zum oben erwähnten Hochmoor wird das Niedermoor vom Grundwasser gespeist und ist meist deutlich grüner bewachsen. Auch den Sinn des ganzen Beseitigens des Gehölzes erfuhren wir nochmal genauer.