Ehe­ma­li­ge hin­aus in die Welt

Lie­be Mit­glie­der,

erst­mals zog es Vor­stand und Bei­rat der Ehe­ma­li­gen-Ver­ei­ni­gung für ei­ne Sit­zung hin­aus in die Welt. Ge­nau­er ge­sagt, in die Nie­der­lan­de, nach Den Haag. Wir folg­ten ei­ner Ein­la­dung un­se­res Bei­rats­mit­glieds Uwe Hinx­la­ge, der dort die Deut­sche In­ter­na­tio­na­le Schu­le Den Haag (DISDH) lei­tet.

Wir lern­ten ei­ne Schu­le ken­nen, die in vie­ler­lei Hin­sicht „an­ders“ ist. Es geht da­mit los, dass die DISDH als Pri­vat­schu­le letzt­lich nach der Pfei­fe des Schul­ver­eins tan­zen muss, der Trä­ger und Ei­gen­tü­mer ist. Hier ha­ben die – zah­len­den – El­tern ei­ne in­sti­tu­tio­nel­le Mehr­heit. Da vie­le El­tern in ge­ho­be­ner Po­si­ti­on in Bot­schaf­ten, Kon­su­la­ten oder ei­ner der zahl­rei­chen in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen ar­bei­ten, hat Hinx­la­ge es mit ei­ner „ins­ge­samt recht an­spruchs­vol­len Kli­en­tel“ zu tun, wie er es di­plo­ma­tisch aus­drückt. Das Schul­geld be­trägt 7350 Eu­ro pro Schul­jahr, was im Ver­gleich mit an­de­ren in­ter­na­tio­na­len Schu­len in Den Haag eher we­nig ist. Das wie­der­um liegt dar­an, dass der deut­sche Staat Zu­schüs­se gibt. Er hat ein In­ter­es­se dar­an, dass Deut­sche im Aus­land ei­ne Schul­ver­sor­gung nach deut­schen Stan­dards er­hal­ten. An der DISDH le­gen die Schü­ler nach dem 12. Schul­jahr die Deut­sche In­ter­na­tio­na­le Ab­itur­prü­fung (DIAP) ab. Die DIAP ist die in­ter­na­tio­na­le Va­ri­an­te des re­gu­lä­ren deut­schen Ab­iturs. Die­ser Ab­schluss wird auf der gan­zen Welt an­er­kannt und er­mög­licht ein Stu­di­um so­wohl in Deutsch­land als auch im Aus­land. „In­so­fern ha­ben wir es bei Lehr­plä­nen und Prü­fungs­an­for­de­run­gen auch mit der deut­schen Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz zu tun“, er­klär­te Hinx­la­ge.

Ei­ni­ge Ein­fluss­neh­mer sind da­mit be­schrie­ben. For­mal be­zeich­net sich die Schu­le als „un­ab­hän­gig“. Das trifft in­so­fern zu, als Hinx­la­ge kei­ne Dienst­an­wei­sun­gen ei­ner mi­nis­te­ri­el­len Schul­be­hör­de emp­fängt, ob­wohl er wei­ter­hin aus Deutsch­land be­zahlt wird. Aber vie­le wol­len mit­re­den, wenn es um Schu­le geht. Das ist in Deutsch­land so und noch mehr im Aus­land. Groß­un­ter­neh­men, die teils das Schul­geld für ih­re An­ge­stell­ten über­neh­men und dar­über hin­aus als Spen­der auf­tre­ten, ver­schaf­fen sich Ge­hör. Und wenn der ägyp­ti­sche Bot­schaf­ter sich beim deut­schen Amts­trä­ger be­schwert, dass Hinx­la­ge sei­nen Sohn (aus gu­ten Grün­den) nicht auf­neh­men will, dann kommt es auch schon mal zu ei­ner Ein­fluss­nah­me auf di­plo­ma­ti­schem We­ge. Mehr als ein Schul­lei­ter in Deutsch­land hat er zwi­schen wi­der­strei­ten­den In­ter­es­sen­ver­tre­tern zu ver­mit­teln. Und muss gleich­zei­tig auf gro­ßer in­ter­na­tio­na­ler Büh­ne re­prä­sen­tie­ren, ganz zu schwei­gen von fast re­gel­mä­ßi­gen Abend- und Wo­chen­end­ter­mi­nen. So manch ei­nen Kol­le­gen zer­reibt es da­bei. Die we­nigs­ten ste­hen die sechs Jah­re, auf die so ein Aus­lands­ein­satz an­ge­legt ist, durch.

Hinx­la­ge lei­tet die DISDH seit 2013. Er hat sich ei­ne ge­wis­se Ro­bust­heit zu­ge­legt. Zu­dem ist die­se nicht sei­ne ers­te Aus­lands­mis­si­on. Von 1998 bis 2001 lehr­te er an der deut­schen Schu­le in Wa­shing­ton, D.C. Da­nach rief ihn die Hei­mat zu­rück. An der Ge­samt­schu­le Schin­kel wur­de er zu­nächst Fach­be­reichs­lei­ter und ab 2005 stell­ver­tre­ten­der Schul­lei­ter. 2013 pack­te ihn wie­der die Lust auf neue Her­aus­for­de­run­gen, um nicht zu sa­gen Aben­teu­er. Seit­dem ist er der Domp­teur ei­nes bunt zu­sam­men­ge­setz­ten Kol­le­gi­ums und von 400 Schü­lern aus 33 ver­schie­de­nen Na­tio­nen, an­ge­fan­gen bei den Drei­jäh­ri­gen im Kin­der­gar­ten bis zu den Ab­itu­ri­en­ten. Und er hält die Tra­di­ti­on ei­ner Schu­le hoch, die seit 1863 wich­ti­ge An­lauf­stel­le für deut­sche Spra­che und Kul­tur und ein Teil des in­ter­na­tio­na­len Le­bens in Den Haag ist.

Auf dem Rund­gang durch die Schu­le wun­der­ten wir uns zu­nächst über die her­me­ti­sche Ab­ge­schlos­sen­heit des Schul­kom­ple­xes und die Om­ni­prä­senz von Wach­leu­ten. Seit den Ter­ror­an­schlä­gen in Bel­gi­en und Frank­reich ent­schloss sich der Schul­ver­ein zu ei­ner deut­li­chen Ver­schär­fung des Si­cher­heits­stan­dards. Er­staun­lich fan­den wir auch, dass das Schul­ge­bäu­de mit sei­ner nach un­se­rem Emp­fin­den eher nichts­sa­gen­den Sech­zi­ger-Jah­re-Ar­chi­tek­tur un­ter Denk­mal­schutz steht. Das hat für Hinx­la­ge die Kon­se­quenz, dass er vor je­dem Na­gel, den er in die Wand hau­en will, fra­gen muss. Die „Mo­nu­men­ten­wacht Ne­der­land“ ver­ste­he kei­nen Spaß. Wenn Auf­la­gen nicht ein­ge­hal­ten wür­den, droh­ten saf­ti­ge Stra­fen.

Be­mer­kens­wert fan­den wir die gu­te schul­tech­ni­sche Aus­stat­tung. Je­der Klas­sen­raum ver­fügt über ein elek­tro­ni­sches White­board. Schmun­zeln muss­ten wir im Kin­der­gar­ten-Vor­raum über die fein säu­ber­lich an den Gar­de­ro­ben­ha­ken hän­gen­den „LiceSafe“-Säcke. Um die Über­tra­gung von Kopf­läu­sen über die Klei­dungs­stü­cke zu ver­hin­dern, muss je­des Kind sei­ne Ja­cke in ei­nen Läu­se­sack ste­cken.

Nach un­se­rem „Ar­beits­be­such“ in der Schu­le lu­den uns Uwe Hinx­la­ge und sei­ne Frau in ih­re Pri­vat­woh­nung auf ei­nen „Bor­rel“ ein. Das ist der nie­der­län­di­sche Be­griff für ei­nen zwang­lo­sen Um­trunk am Abend un­ter Dar­rei­chung von Häpp­chen. Es wur­de au­ßer­or­dent­lich „ge­zel­lig“ und wir den­ken mit schlech­tem Ge­wis­sen dar­an zu­rück, was wir Uwe und sei­ner Fa­mi­lie mit un­se­rer über­gro­ßen nächt­li­chen Aus­dau­er zu­ge­mu­tet ha­ben. Egal, am nächs­ten Mor­gen tra­ten wir pünkt­lich zur Stadt­be­sich­ti­gung an, bei der uns Uwe die Re­gie­rungs­haupt­stadt mit ih­ren his­to­ri­schen Ge­bäu­den, Ein­kaufs­stra­ßen, dem Re­gie­rungs­sitz, dem Kö­nigs­schloss in Was­sen­aar und den zahl­rei­chen in­ter­na­tio­na­len In­sti­tu­tio­nen nä­her brach­te. Die Deut­sche Evan­ge­li­sche Kir­che in der Blei­jen­burg stell­te uns Pas­tor Jan Ma­this vor. Sie ist ähn­lich der Deut­schen Schu­le ein In­te­gra­ti­ons­punkt für die deut­sche Com­mu­ni­ty. Da­bei tra­fen wir auf den ehe­ma­li­gen Rats­gym­na­si­as­ten Ul­rich Thöle (Ab­itur 1968), der als Rechts­an­walt in Den Haag lebt und ar­bei­tet und der Kir­che als Prä­di­kant dient.

So dank­bar wir Uwe Hinx­la­ge und sei­ner Frau für ih­re über­gro­ße Gast­freund­schaft sind, so we­nig ste­hen wir bei un­se­rer Ver­ei­ni­gung in der Schuld. Das nur als Hin­weis an die Kas­sen­prü­fer: Wir Mit­rei­sen­den ha­ben al­les selbst be­zahlt und die Ver­eins­kas­se mit kei­nem Cent be­las­tet! Und sind dar­über hin­aus öko­lo­gisch kor­rekt mit der Bahn ge­reist, mit ein­mal Um­stei­gen – zwei­ter Klas­se, und das als erst­klas­si­ger Ver­ein.

Für die Rei­se­grup­pe aus Vor­stand und Bei­rat:
Joa­chim Dierks.

2560 1920 Ratsgymnasium Osnabrück
Teilen