Da die Auswirkungen einer Zuwanderung für die Mitgliedstaaten sowie die Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU sehr unterschiedlich sind, ist es äußerst schwierig, eine gemeinsame Asyl- und Flüchtlingspolitik auf europäischer Ebene zu entwickeln.
Die Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs konnten diese Schwierigkeiten in den letzten zwei Schultagen vor den Sommerferien selbst nachvollziehen. Im Rahmen von zwei parallel gespielten Planspielen waren sie gefordert, eine gemeinsame europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik zu entwickeln. Dabei schlüpften sie in die Rolle eines Mitglieds der Kommission, des Europäischen Parlaments oder des Rats der Europäischen Union und versuchten, ein Gesetz zu entwickeln und beschließen. Zwischendurch meldeten Medien die aktuellen Nachrichten und luden zu Talkshows ein.
Die Diskussionen gestalteten sich als langwierig und mündeten sogar in die Einberufung eines Vermittlungsausschusses zwischen Rat und Parlament. Denn es galt dieunterschiedlichen Möglichkeiten und Bereitschaften zur Aufnahme von Flüchtlingen in den einzelnen Staaten auszuloten. Besonders strittig waren die Fragen, nach welchen Kriterien die Kosten auf die Mitgliedsstaaten verteilt werden und ab welchem Alter Kinder bei der Einreise in die EU registriert werden sollten.
Dass schon nach zwei Tagen in beiden Planspielen ein Gesetzentwurf verabschiedet werden konnte, verdeutlicht das hohe Engagement und die Kompromissbereitschaft der Schülerinnen und Schüler.
In der Realität gingen dem Beschluss zur Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS), den der EU-Ministerrat am 14. Mai 2024 gefasst hatte, dagegen jahrelange Diskussionen voraus.
Dank der Unterstützung durch das Europe-Direct-Informationszentrum des Landkreises Osnabrück konnte die Durchführung der Planspiele durch die EU mitfinanziert werden.
Text und Fotos: Ilka Mertens