Ausstellung im Ratsgymnasium: künstlerischer Blick von 7.-Klässlern auf die Umwelt
Eine blau-grüne Fläche, die nach unten hin in einer organe-grüne Fläche übergeht. In der Mitte, über diesen Farben liegend, eine weiße Coronamaske. Und ganz oben in schwarzen Lettern das Wort „Klimawandel“. Eine starke Wirkung geht von diesem Bild aus, das die Jule, eine Schülerin aus der Klasse 7d, hat entstehen lassen. Das gilt auch für die 15 anderen Bilder, die im Flur vor dem Sekretariat und dem Lehrerzimmer des Ratsgymnasiums zu sehen sind. Dabei fällt sofort die große Unterschiedlichkeit der Bilder auf. Bei genauerem Hinsehen fallen aber auch zwei Gemeinsamkeiten all dieser Bilder ins Auge: Sie alle verarbeiten in irgendeiner Form das Thema Umwelt; und sie alle sind mit ähnlichen Techniken hergestellt worden: mit Drucktechniken, die die vier siebten Klassen jeweils bei einem Projekttag in der Druckwerkstatt der Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück intensiv ausprobieren konnten.
Für die Mädchen und Jungen der vier 7. Klassen war es ebenso wie für das Ratsgymnasium etwas Neues, mit diesem Kooperationspartner der städtischen Kunstschule ein Kunstprojekt dieser Art durchzuführen. An dem Projektvormittag konnten sich die Mitglieder einer Klasse in der geräumigen Druckwerkstatt der Kunstschule zunächst mit fünf verschiedenen Drucktechniken vertraut machen. Dazu hatte Monika Witte, Mitarbeiterin der Kunstschule, fünf Stationen aufgebaut. Da ließ sich ausprobieren, wie z.B. die Abreibetechnik Frottage funktioniert oder etwa aus Moosgummi irgendein Objekten ausgeschnitten, darauf Farbe gewalzt wird und diese dann dann als Stempeldruck aufs Papier gebracht wird. Oder auch metallische Letter, wie sie früher im Buchdruckerhandwerk verwendet wurden, konnten beim Buchstabendruck ausprobiert werden. Danach näherten sich die jungen Künstlerinnen und Künstler dem eigentlichen Thema des Tages und sammelten Gedanken, was für sie Umwelt ist und welche Facetten dieses Thema für sie beinhaltet. Einzelne Klassen hatten sich dazu auch schon vorher in der Schule Gedanken gemacht. In Gruppen zu zweit oder dritt oder auch einzeln vertieften sie dann ihre Gedanken zum Umweltthema und entwickelten eine Idee für ein Kunstwerk.
Entsprechend der Offenheit des Oberthemas setzten die 12- und 13-Jährigen ganz unterschiedliche thematische Akzente: Da kontrastiert eine Collage Schönheit und Bedrohtheit der Natur, ein Bild bringt sloganhaft das Recyclingthema ins Spiel, ein anderes Werk greift den Spruch „Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht“ kreativ auf. Zahlreiche Kunstobjekte reflektieren auch das Leben und Überleben von Tieren. Beispielsweise das von Nour und Clara: Da sind verschiedene Tierarten wie Wal, Muschel, Meeresschildkröte, Möwe oder Schlange zu sehen, zusammen mit den provozierenden Worten „Gehören wir wirklich dazu? Oder sind sie die echten Überlebenskünstler?“ Sie hätten überlegt, so verraten die beiden Künstler über ihre Idee, „wie lange es die Menschen im Gegensatz zu den Tieren gibt. Nämlich nicht sehr lange!“ Menschen, so erklären die beiden ihr mit Monotypie und Stempeldruck erstelltes Bild weiter, könnten da „eigentlich gar nicht mithalten.“ Zum Beispiel im Vergleich zu Schildkröten, die es schon seit der Zeit der Dinosaurier gebe.
Eine Intensität der Auseinandersetzung merkt man aus Sicht der Kunstschulmitarbeiterin Monika Witte den allermeisten entstandenen Bildern an. Denn Witte stellt eine Intensität dieser Bilder, eine wirkliche Ausdruckskraft fest. „Solche Intensität bekomme ich in dem Bild nur zustande, wenn ich mich intensiv auseinandergesetzt habe“, meint die Kunstpädagogin. „Dabei geht kreative Auseinandersetzung häufig tiefer als eine nur verbale Auseinandersetzung“.
Für solche intensive Auseinandersetzung wollte das Konzept der Umwelt-Projekttage der 7. Klassen die Voraussetzungen schaffen. Und zu denen gehört ein anderer Raum als die Schule – in diesem Fall die Druckwerkstatt der Musik- und Kunstschule – , mehr Zeit als im normalen Doppelstundenunterricht, ein bewusst offen angelegtes Thema, nämlich das Umweltthema, und eine Auswahlmöglichkeit an unterschiedlichen Techniken. Bei den Schülerinnen und Schülern kam dieses Konzept in der Nachbesprechung des Projekttages jedenfalls gut an, wie die Kunstlehrkräfte berichteten. Dafür spricht auch ein zentraler Eindruck von dem Vormittag, den die Kunstlehrkräfte als zusätzliche Begleiter dieses Tages mitnahmen: „Meine Schüler waren wirklich alle in ihre Arbeit vertieft“, meinte eine Lehrkraft resümierend. „Im alltäglichen Schulgeschehen ist das oftmals in dem Maße nicht möglich“.
Mit der mehrwöchigen Ausstellung ausgewählte Bilder im März und April 2022 in der Schule fand das Projekt der 7. Klassen im Rahmen des Bewerbung des Ratsgymnasiums als Umweltschule dann seinen Abschluss. Guido Vagedes