Die Hände müssen flach auf der Schulbank liegen, der Rücken gerade und die Augen auf die Nasenspitze des Herrn Lehrers gerichtet sein. Der geht morgens als erstes durch die Reihen und kontrolliert, ob die Hände auch sauber sind. Wenn nicht, dann müssen Friedhelm oder Hermine eben wieder nach Hause laufen und sich die Hände waschen. Oder sie kriegen mit dem Rohrstock eine Strafe verpasst.
So oder so ähnlich muss es früher in der Schule gewesen sein. Die Kinder der Klassen 5c und 5d staunen nicht schlecht, wenn sie das mit ihrem Schulalltag von heute vergleichen. Nicht nur, dass die Mädchen eine Schürze trugen, während die Jungen einen Matrosenanzug anziehen durften (oder mussten), die Mädchen durften auch keine Hosen anziehen, und die Jungen trugen auch im Winter oft kurze Hosen oder hatten nur Holzpantinen an den Füßen.
In jedem Klassenzimmer hing eine Palästinakarte, denn Religion war das wichtigste Fach. Daneben gab es auch immer irgendein Musikinstrument wie ein Klavier oder zumindest eine Geige, damit der Herr Lehrer auch die Lieder begleiten konnte. Nur Herr Lehrer? Gab es keine Frau Lehrerin? Es gab auch Lehrerinnen, aber die mussten ihren Beruf aufgeben, wenn sie heirateten, denn in der Schule war nur Fräulein Lehrerin erlaubt. Die Frauen sollten sich um ihre Familie kümmern.
Hartmut Bruns, der Leiter des Schulmuseums, und seine ehrenamtlichen Mitarbeiter Herr Nordmann und Herr Brammer-Willenbrock zeigen den Schülerinnen und Schülern geduldig alle Exponate. Zugleich lässt so mancher Blick erahnen, dass sie einigen der allzu frechen Mädchen und Jungen gern mal in echt die Wirksamkeit des Rohrstocks unter Beweis gestellt hätten. Aber die Zeiten der Prügelstrafe sind ja (Gott sei Dank) vorbei.
Text und Fotos: Friedemann Neuhaus