Ein Halbjahr lang haben wir – einige Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs – uns zusammen mit Frau Mertens und Herrn Ewald, Richter am Amtsgericht Osnabrück, jeden Montag mit spannenden Fragen rund um das Rechtssystem beschäftigt.
Während der Zeit haben wir Einblicke in unterschiedliche rechtliche Aspekte und Berufe der Justiz erhalten. So berichteten Herr Ewald, die Richterin Frau Kalvelage, der Rechtsanwalt Herr Bröcker und die Staatsanwältin Frau Meyer-Truelsen über ihre Berufe und ihre Aufgaben vor Gericht. Zudem haben wir uns mit den drei großen Rechtsgebieten (Strafrecht, Zivilrecht und öffentliches Recht), der Herangehensweise an juristische Texte, der Würdigung von Zeugenaussagen und dem Ablauf einer Gerichtsverhandlung beschäftigt. Wir hatten auch die spannende Gelegenheit, eine Gerichtsverhandlung im Amtsgericht anzusehen.
Höhepunkt der Arbeitsgemeinschaft war unsere Abschlussveranstaltung am Amtsgericht, bei der wir vor einem Publikum eine Gerichtsverhandlung simulieren durften:
Erst kurz vor Verhandlungsbeginn erhielten wir die Anklageschrift und konnten uns in verschiedenen Rollen (Angeklagter, Zeugen, Anwälte, Staatsanwälte, Richter) auf die Hauptverhandlung vorbereiten: wir hatten die Aufgabe, den wegen eines Diebstahls angeklagten Michael Missetäter sowie Zeugen zu vernehmen und ein faires Urteil zu finden – natürlich mit Hilfe von Herrn Ewald, der sich als Joker und Protokollant neben unsere Richter gesetzt hat.
Auch wenn die Verhandlung insgesamt von uns Schülerinnen und Schülern gespielt wurde, arbeiten einige an dem Spiel beteiligte Personen auch in der Realität am Amtsgericht. So wurde der Angeklagte Michael Missetäter von „echten“ Wachtmeistern in den Gerichtssaal geführt und die Rolle des Zeugen Polizeioberkommissar Josef Matula wurde von Dr. Poppen, der im wirklichen Leben ebenfalls Richter am Amtsgericht ist, übernommen.
Michael Missetäter wurde beschuldigt, der Geschädigten Paula Pechvogel ein E-Bike in der Osnabrücker Innenstadt entwendet zu haben. Erwischt wurde der Angeklagte wenig später auf diesem E-Bike fahrend von einem Polizeibeamten. Michael Missetäter behauptete jedoch, das Fahrrad gefunden zu haben und nur zu einem Fundbüro bringen zu wollen.
Die Zeugenvernehmung war nicht sehr aufschlussreich: Polizeioberkommissar Josef Matula, Paula Pechvogel und auch die weiteren Zeugen Petra Petzer und der Freund des Angeklagten Udo Fröhliche konnten Michael Missetäter weder klar belasten noch entlasten.
So hielt am Ende die Staatsanwaltschaft den Angeklagten für schuldig und forderte eine Freiheitsstrafe von acht Monaten ohne Bewährung. Dagegen plädierte die Verteidigung aus Mangel an Beweisen für einen Freispruch.
Während der langen Beratung der Richterinnen und Richter herrschte eine gewisse Anspannung im Gerichtssaal. Die Staatsanwaltschaft, die Verteidigung und selbstverständlich auch alle anderen Beteiligten und Zuschauer munkelten, wie das Urteil ausfallen würde. Schlussendlich bekannte das Gericht Michael Missetäter für schuldig und er erhielt eine Freiheitsstrafe von vier Monaten auf Bewährung.
Im Namen der Schülerinnen und Schüler, die an dieser Arbeitsgemeinschaft teilgenommen haben, möchte ich meinen Dank aussprechen. Wir alle haben während unserer gemeinsamen Zeit in der Arbeitsgemeinschaft mit Frau Mertens und Herrn Ewald sehr viel über die Rechtsprechung sowie den Beruf von Anwälten, Staatsanwälten und Richtern gelernt. Es hat uns viel Spaß bereitet, uns mit den Inhalten zu beschäftigen und letztendlich selbstständig eine Gerichtsverhandlung zu führen. Dadurch konnten wir das Rechtssystem kennen lernen und erfahren und dadurch in die gar nicht so ferne Welt des Rechts einsteigen.
Text: Emily Fenske, 11b
Foto: Vera Bothe