Ster­ben als letz­te Her­aus­for­de­rung

Schü­ler von EMA und Rats nä­hern sich dem The­ma Tod

„In­for­ma­tiv und in­ter­es­sant“, „ha­be sehr viel da­zu­ge­lernt“ oder „wei­ter so“ sind nur ei-ni­ge von vie­len po­si­ti­ven Rück­mel­dun­gen, die Re­li­gi-ons­leh­re­rin Ka­rin Just und ihr Team als Rück­mel­dung auf die 20. Os­na­brü­cker Ober­stu­fen­ta­ge er­hal­ten ha­ben. „Ei­ne ganz tol­le Grup­pe“, gibt Just zu­rück. „Ster­ben – die letz­te Her­aus­for­de-rung“ war das The­ma in die-sem Jahr. 27 Schü­ler, über­wie­gend mit dem Abi-Prü-fungs­fach Re­li­gi­on am EMA-oder Rats­gym­na­si­um, hat­ten sich da­zu an­ge­mel­det. Schon der Auf­takt im Kli­ni­kum am Fin­ken­hü­gel ver­lang­te den Schü­lern ei­ni­ges ab. Pro­fes­sor Die­ter Lütt­je kon­fron­tier­te die Grup­pe vor dem Gang über die Pal­lia­tiv­sta­ti­on mit exis­ten­zi­el­len Fra­gen wie „Was wün­sche ich mir beim Ster­ben?“ oder „Was wün­sche ich mei­nen bes­ten Freun­den, wenn die letz­te Stun­de schlägt?“. Zu­vor hat­te Ober­ärz­tin Bir­git Te­igel zu­nächst den Un­ter­schied zwi­schen ei­nem Hos­piz und der Pal­lia­tiv­sta­ti­on ei­nes Kran­ken­hau­ses er-läu­tert. „Die Pal­lia­tiv­sta­ti­on ist kei­ne Ster­be­sta­ti­on“, be­ton­te Te­igel, „den Zahn muss ich Ih­nen zie­hen.“ Rund 60 Pro­zent der Pa­ti­en­ten wür­den wie­der ent­las­sen. Be­son­ders wich­tig sei es, die Le­bens­qua­li­tät zu stei­gern. Da­bei spiel­ten Nä­he, Zärt­lich­keit und In­ti­mi­tät ei­ne we­sent­li­che Rol­le. „Durch Roo­min­gin kann das Zu­hau­se auf die Sta­ti­on kom­men“, so Te­igel, und die An­ge­hö­ri-gen dürf­ten sich Tag und Nacht bei den Pa­ti­en­ten auf­hal­ten. Wie im Ho­tel ge­be es auch Tür­schil­der mit der Auf­schrift „Bit­te nicht stö­ren“, und das wer­de selbst­ver­ständ­lich re­spek­tiert. Lütt­je und Te­igel zeig­ten zu­dem auf, wie in­di­vi­du­ell die Be­dürf­nis­se von Ster­ben­den in der Schluss­pha­se des Le­bens sind. Wäh­rend ei­ni­ge da-rauf war­te­ten, dass en­ge An­ge­hö­ri­ge noch ein­mal ans Kran­ken­bett kä­men, sei­en an­de­ren vie­le Be­su­che eher läs­tig: „Ich kann nicht je­den trös­ten“, be­rich­te­te Lütt­je aus Ge­sprä­chen mit Pa­ti­en­ten. Gro­ßes In­ter­es­se zeig­ten die Schü­ler dar­an, wie Ärz­te, The­ra­peu­ten und Pfle­ger mit der stän­di­gen Kon­fron­ta­ti­on mit Tod und Ster­ben­den um­ge­hen. „Wir ha­ben auch viel Spaß mit den Pa­ti­en­ten“, er­zähl­te Te­igel. Au­ßer­dem ge­be es ei­ne ex­ter­ne Su­per­vi­si­on, und auch Ri­tua­le wie Er­in­ne­rungs­fei­ern sei­en wich­tig, ins­be­son­de­re aber ein gu­tes Team. Trotz­dem ge­be es Si­tua­tio­nen, die auch er­fah­re­ne Mit­ar­bei­ter zum Wei­nen bräch­ten, wenn auch nicht ge-gen­über dem Pa­ti­en­ten. Die po­si­ti­ve Her­aus­for­de­rung sei aber, dass es nicht um ein­zel­ne Dia­gno­sen ge­he, son­dern um den gan­zen Men­schen. Der­art ein­ge­stimmt, fuh­ren die Schü­ler am Fol­ge­tag nach Loc­cum in die Evan­ge­li-sche Aka­de­mie. Dort er­war­te­ten sie Vor­trä­ge und Dis-kus­sio­nen, zum Bei­spiel mit Su­per­in­ten­dent Joa­chim Jes­ka über theo­lo­gi­sche Per­spek­ti­ven oder mit dem Ber­li­ner Rechts­an­walt Die­ter Grae­fe, der der Schwei­zer Ster­be­hil­fe­or­ga­ni­sa­ti­on Di­gni­tas na­he­steht. Mit Stolz, sag­te Rats-Leh­rer Al­fred Wey­mann bei der Be­grü­ßung, bli­cke der „Ar­beits­kreis Kir­che und Schu­le“ als Ver­an­stal­ter auf die 20. Os­na­brü­cker Ober­stu­fen­ta-ge. „Es hat sich ge­lohnt“, so auch das Fa­zit von Ka­rin Just, die vor al­lem das En­ga­ge­ment und die Ernst­haf­tig­keit der Teil­neh­mer wür­dig­te.

Neue Os­na­brü­cker Zei­tung vom 24.01.2018. Au­tor: An­dre­as Wenk,  Fo­to­graf: Jörn Mar­tens

523 316 Ratsgymnasium Osnabrück
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